15.12.2023
Profis Männer

Zweitliga-Absteiger auf Return-Kurs


Der Sport- und Schwimmverein Jahn Regensburg löste sich im Jahr 2000 aus dem Stammverein SSV Jahn 1889 Regensburg, seitdem gibt es in der Stadt an der Donau zwei fast gleichlautende Vereine, wobei der Stammverein seitdem keine Fußball-Abteilung mehr hat.

Regensburg war aber schon früher nicht nur durch die Domspatzen weithin bekannt geworden, auch im Fußball konnten Erfolge verzeichnet werden. 1949, 1953 und 1960 gelangen drei Aufstiege in die Oberliga Süd, die damals höchste Spielklasse im DFB. Das zeigt aber auch, dass man sich zu der Zeit dort nicht etablieren konnte – und folglich auch die Qualifikation zur Bundesliga verpasste.

Im Gegenteil, nach dem sofortigen Wiederabstieg 1961 war man zu Beginn der Bundesliga und der damit verbundenen Einführung der Regionalliga Süd erst mal drittklassig. 1968 gelang nach einem Durchmarsch aus der viertklassigen Landesliga der Aufstieg in die Regionalliga Süd. Doch wieder spielte eine Liga-Reform dem Jahn einen bösen Streich, denn bei Einführung der zweigleisigen zweiten Ligen Nord und Süd war der SSV wieder nicht dabei, man musste erst die darauffolgende Bayernliga-Saison gewinnen, um in den (fast) neuen Bundesliga-Unterbau zu gelangen.

Nun kam es auch zu ersten Begegnungen mit dem 1. FC Saarbrücken. Am 23. August 1975 siegte der FCS im alten Jahnstadion durch einen Treffer von Luggi Denz mit 1:0 (1:0). Während unser FCS nach der Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg zwei Bundesliga-Spielzeiten am Stück zubrachte, marschierte das Jahn-Team in die andere Richtung – und war innerhalb von zwölf Monaten wieder in der viertklassigen Landesliga Mitte.

Nach dem Aufstieg 1983 konnten fünf Bayernliga-Spielzeiten absolviert werden, ehe es wieder zurück in die Landesliga ging. Ab 1990 war der Bayernliga-Aufenthalt langwieriger, doch 1994 war eine weitere Liga-Reform gegen den SSV, die Bayernliga war nach Einführung der neuen drittklassigen Regionalligen nur noch die vierthöchste Klasse.

1996 folgte dann der bislang tiefste Sturz in die nunmehr nur noch fünftklassige Landesliga, aus der man sich 1999 und 2000 mittels Doppel-Aufstieg befreite und in die Regionalliga Süd aufstieg. Nach einem Zweitliga-Jahr 2003/04 ging es aber wieder in den Fahrstuhl, der zwei Klassen tiefer in der Bayernliga stehen blieb.

Nach dem Drittliga-Wiederaufstieg 2008 etablierte sich der Jahn bis auf eine Bayernliga-Runde 2015/16 im Profi-Fußball, nach drei Jahren Dritte Liga stieg man 2012 für eine Spielzeit in die Zweite Bundesliga auf. Nach zwei Abstiegen gelang 2016 und 2017 der nächste Doppel-Aufstieg aus der Bayernliga in die Zweite Bundesliga, in der man bis zur abgelaufenen Spielzeit sechs Runden verbringen konnte. Als Vorletzter musste der Jahn dann aber wieder mal in den sauren Apfel beißen, zusammen mit dem SV Sandhausen und dem DSC Arminia Bielefeld, der die Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden verlor, ging es in die 3. Liga.

Mit Joe Enochs, der zuletzt den FSV Zwickau in der dritten Liga fast fünf Jahre trainierte, kam ein neuer Trainer mit reichlich Erfahrung, der sich auch schon als Spieler einen Namen machte. Enochs stammt aus Petaluma in Kalifornien und ist mit unserem früheren Spieler Eric Wynalda gut befreundet. Seine erste Station in Deutschland war zwischen 1994 und 1996 der FC St. Pauli, danach avancierte er beim VfL Osnabrück in zwölf Spielzeiten zum Publikumsliebling und zur Identifikationsfigur. In dieser Zeit wurde er auch in die US-Nationalmannschaft berufen.

Danach war Enochs beim VfL in verschiedenen Positionen in der sportlichen Leitung tätig, u. a. 2011 als Interimstrainer und zwischen dem 24. August 2015 und dem 4. Oktober 2017 als Chefcoach. Zu Saisonbeginn 2018/19 übernahm er den FSV Zwickau, der ihn im Februar 2023 entließ.

„Ich verfolge Zwickau noch intensiv, ich war fünf Jahre dort, konnte bislang aber nicht wieder ins Stadion. Sie machen eine schwere Zeit durch, haben jetzt gegen Lok Leipzig 3:2 gewonnen, sie sind Drittletzter in der Regionalliga, ich hoffe, dass sie die Klasse halten“, erinnert er sich an seine letzte Station zurück. Bereits im Mai war Enochs wieder im Amt und löste beim heutigen Gegner Mersad Selimbegovic ab, den Zweitliga-Abstieg konnte er aber nicht mehr verhindern.

„Wir haben dann in kurzer Zeit ein neues Team aufgebaut, das war ziemlich stressig, viele Gespräche wurden geführt. Allen im Umfeld, die daran mitgearbeitet haben, gebührt großes Lob und Dank“. Bei 22 Abgängen und 17 Neuen kann man wohl von einem gravierenden Umbruch sprechen.

Benedikt Gimber schaffte den Sprung in die Bundesliga zum 1. FC Heidenheim, Lasse Günther ging nach Leihende zum FC Augsburg zurück, Scott Kennedy und Dario Vitzinger setzen ihre Karrieren beim österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC fort, Dejan Stojanovic wechselte ebenfalls in unser Nachbarland zum SCR Altach, auch Prince Owusu hat mit dem in der NFL spielenden Toronto FC aus Kanada einen Erstligisten als neuen Arbeitgeber.

Sarpreet Singh kehrte nach Leihende zum FC Bayern München zurück und auch bei Jonas Urbig endete die Leihe vom 1. FC Köln. Andreas Albers (FC St. Pauli), Kaan Caliskaner (Eintracht Braunschweig), Jan Elvedi (1.FC Kaiserslautern), Blendi Idrizi (FC Schalke 04), Charalambos Makridis, Maximilian Thalhanner (beide zum VfL Osnabrück), und unsere beiden ehemaligen Spieler Joshua Mees (Leihende von Holstein Kiel) und Nicklas Shipnoski (Fortuna Düsseldorf) gingen in die zweite Bundesliga. Mit Minos Gouras verabschiedete sich ein weiterer ehemaliger FCS-Spieler aus Regensburg zum Drittliga-Konkurrenten Waldhof Mannheim.

„Bei Joshua endete die Leihe, Nicklas wollte wohl weiter Zweite Liga spielen, auch mit Minos haben wir gesprochen, aber er hat sich anders entschieden“, sagt Enochs zu den drei Ex-Malstattern. Auch Leon Guwara (FC Ingolstadt 04) und Aygün Yildirim (DSC Arminia Bielefeld) setzten ihre Karrieren bei Drittligisten fort. Nach Saisonbeginn wechselte noch Joel Zwarts zum Ligarivalen TSV 1860 München.

Einen Schicksalsschlag ereilte den Jahn vor drei Wochen, als der vor der Runde vom Drittliga-Absteiger SpVgg. Bayreuth verpflichtete Agyemang Diawusie urplötzlich verstarb. Der gebürtige Berliner war zeitweise bei RB Leipzig unter Vertrag und bestritt für Dynamo Dresden Zweitliga-Partien.

„Das haben wir mental bisher nicht überwunden, wir standen vor dem Freiburg-Spiel natürlich in Kontakt zu seiner Familie, wir mussten ja trotz der Tragik eine schnelle Entscheidung treffen. Die Spieler haben dann entschieden, dass wir antreten und für ihn spielen, was ja geklappt hat“, sagt Enochs zum schmerzlichen Verlust.

Einziger Zugang mit aktueller Erstliga-Erfahrung ist Felix Gebhardt, der vom schweizerischen Top-Club FC Basel kam. Unser früherer Spieler Florian Ballas kam vom Karlsruher SC an die Donau, auch Alexander Bittroff (1. FC Magdeburg), Louis Beunig (war an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen), Andreas Geipl (1.FC Heidenheim), Dominik Kother (Karlsruher SC) und der an den niederländischen Zweitligisten ADO Den Haag ausgeliehene Joel Zwarts spielten jüngst noch eine Klassse höher.

Noel Eichinger, Robin Ziegele (beide vom FSV Zwickau) und Elias Huth (FC Erzgebirge Aue) kennen die Dritte Liga aus ihrer letzten Stationen. Unser ehemaliger Spieler Rasim Bulic war zuletzt mit der Reserve des Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 in der Regionalliga Südwest tätig.

Gespielt wird mittlerweile im neuen Jahnstadion Regensburg, das 15.216 Plätze bietet und zwischenzeitlich auch schon Continental Arena hieß. Es befindet sich südlich der Autobahn an der Franz-Josef-Strauß-Allee. Auf dem Gelände des alten Jahnstadions an der Prüfeninger Str. befindet sich mittlerweile eine Grundschule. Im neuen Stadion hat außer der Geschäftsstelle das Regionalbüro des bayerischen Fußball-Verbandes und ein FIFA Medical Centre eine Bleibe gefunden.

Die letzte gemeinsame Begegnung fand im Rahmen des DFB-Pokals am Sonntag, dem 11. August 2019 in Völklingen statt. Der 1. FC Saarbrücken setzte sich mit 3:2 (0:0) durch. Gillian Jurcher brachte den FCS in der 63. Minute in Führung, doch Regensburg drehte die Partie zwischenzeitlich. Manuel Zeitz (76.) und Jurcher in der Nachspielzeit brachten den von Dirk Lottner trainierten FCS in die zweite Runde. Außer Zeitz ist heute nur noch Boné Uaferro im FCS-Kader, Rasim Bulic hat ja mittlerweile die Seiten gewechselt.